Was auf den ersten Blick als fraglich, wenn nicht gar unlogisch wirkt, wird in Christiane Lutz‘ psychologisch dichtgewebter Inszenierung plausibel, ja geradezu zwingend. Ihre Salome stirbt einen Liebestod, jenem (für die Regisseurin) zentralen Satz folgend, den Salome sagt, kurz bevor ihr der Kopf des Jochanaan vom Page gereicht wird: „Das Geheimnis der Liebe ist größer als das Geheimnis des Todes.“ (…)
So steht es im Libretto und so pointiert, so „perfide“ inszeniert Lutz diese Szene:
als Abbild der Abscheulichkeit, als Metapher für eine fehlgeleitet-fatale Begierde.
(…) Mit einem Wort: fantastisch.
Das Tolle daran: in der Überzeichnung treffen sich Inszenierung und musikalische Umsetzung.
Nichts und niemand ist hier normal. (…)
Wenn man Zeuge wird, wie sich Salome in Gegenwart ihrer hilflosen Mutter und ihres verkommen Stiefvaters zu den düsteren, chromatisch schabenden Klängen ihre Adern aufritzt, dann spürt man die Absurdität und Vergänglichkeit des Seins. Aber eben auch die ungeheuere Macht, die eine wahre, große, einsame Liebe in sich bergen kann. Und das ist doch immerhin ein Trost.
Eine großartige Opernaufführung (…) Lutz inszeniert die sexuellen Bilder deutlich, sinnlich, aber nicht plakativ ordinär- eine Gradwanderung (…)
Als Metaxaki schließlich vor dem Angesicht des toten Jochanaan ihr „Ach, ich habe dein Mund geküsst“ singt, ist das Auditoriums zutiefst berührt und still. Tosender, lang anhaltender Applaus brandet auf, als sich der Vorhang wieder hebt und die Protagonisten mit Regieteam auf der Bühne erscheinen. Belohnung für eine sensationelle, hochkarätige künstlerische Leistung.
Opernwelt 1/23
Einer jener Abende, die lange im Gedächtnis bleiben. Ein hochdramatisches Spiel um Gier, Macht und Begehren, das unter die Haut ging.
Christiane Lutz ließ Salome in einer minimalistischen Szenerie spielen. Kahle Wände, kaum Requisiten- nichts lenkte von der Musik von Richard Strauss ab, im Gegenteil. Nur selten sieht man Opern-Inszenierungen, die so dicht an der Musik bleiben, wie an diesem Abend. Jede Bewegung, jeder große und kleine Gang, spiegelte die Klang-Welt der Oper wider, und die hat es in sich. Kammermusikalische Passagen werden durch gewaltige Erruptionen gebrochen, schrille Dissonanzen folgen auf lyrische Episoden. Musikalische Vielfalt und ausgefeilte Personenregie ergänzten sich kongenial, es entstand ein theatralisches Gesamtkunstwerk. (…)
Ein wunderbarer Opernabend, spannend von der ersten bis zur letzten Szene, ein Abend, der die Kraft der Musik in den Mittelpunkt stellte und so zum Erlebnis wurde. Das Publikum war begeistert, der Beifall wollte kein Ende finden. So schön und fesselnd kann Oper sein.
Jürgen Feldhoff, Lübecker Nachrichten
Diese ausgezeichnete Inszenierung, der das Premierenpublikum mit atemlosen Gebanntsein folgte und die sie mit langanhaltendem, jubelndem Beifall bedachte, muss man einfach sehen!
(…) Wieder einmal konnte man sich überzeugen, dass die Hansestadt stolz auf eine erstklassige Opernbühne sein darf, denn die Produktion in der Regie von Christiane Lutz und unter der musikalischen Leitung von GMD Stefan Vladar ist ein Gesamtkunstwerk von höchster Qualität.
Das Bühnenbild von Christian Tabakoff, der auch die Kostüme entworfen hat, lässt erst gar keine orientalisierende Wohlfühlatmosphäre aufkommen und verfügt lediglich über den Saal des Herodes mit riesigem, krakenartigem Designerleuchter und den Küchen- bzw. Servicebereich mit Edelstahlanrichte, hellen Kacheln und hoher, grob verputzter Wand, die jeweils herabgelassen bzw. hochgezogen wird. Der minimalistischen Einrichtung entspricht der Mangel an Liebe, echter Familiarität und Aufrichtigkeit im Palast des Herodes und seiner Gattin Herodias, der Witwe seines Bruders – solch eine Verbindung galt als Blutschande im antiken Galiläa. Diese Sippe erinnert an eine dieser neureichen Familien im sündhaft teuren Wannsee-Glasbungalow aus dem „Tatort“, wo man schon am Anfang ahnt, dass deren Mitglieder sich entweder gegenseitig umbringen oder im Wahnsinn enden.
De profundis ruft der Mahner Jochanaan aus der Zisterne, die hier passend mit einer in sich leuchtenden, tellerähnlichen Abdeckung versehen ist und auf die spätere Darreichung des abgeschlagenen Täuferhauptes auf der Silberschale
Christiane Lutz setzt in ihrer detailliert gestalteten Personenregie einerseits auf knallharten Realismus im Ausdruck von Emotionen oder Handlungen wie der imaginierten oder tätlichen Übergriffigkeit des Königs auf seine Stieftochter. Andererseits spielt sie mit Tableaus oder der Darstellung von Beziehungen durch Berührungen oder Distanzierungen sowie einer spielerischen Zeichenhaftigkeit, indem beispielsweise Salomes Schleier und andere Kleidungsstücke als Bänder oder Fesseln ein Miteinander, eine Abhängigkeit oder eine Dominanz in der Interaktion symbolisieren. Es erinnert manchmal etwas an Johann Kresniks semiotisch aufgeladene Ausdrucksformen, in denen die Akteure in gemeinsamen Figuren spezifische Beziehungsaspekte wiedergeben
(…)
Eine solche Inszenierung kann nicht platt enden, im Sinne von „Salome dreht endgültig ab und Herodes lässt sie töten“, denn „das Geheimnis der Liebe ist größer als das Geheimnis des Todes“. In dieser Familie liebt niemand den anderen, letztlich sind alle auf ihre Art einsam. Salomes Trauma ist darin begründet, dass ihre Mutter in ihrer Egomanie sie nie wirklich wahrgenommen hat, deswegen ist sie so geworden, wie sie ist. Eigentlich sehnt sie sich nach Liebe, aber kann mit ihr nicht umgehen; sie hat sie ja nie wirklich erlebt. An ihre Stelle treten Gier, das maßlose Ausloten der eigenen Möglichkeiten und eine tödliche Biestigkeit. Die Einsicht, dass ihr der Weg zu einem wahrhaften, liebevollen Miteinander offenbar versperrt ist, führt zum Entschluss, sich das Leben zu nehmen.
Wie das geschieht und dann auch noch stimmig mit Herodes letztem Satz, „Man töte dieses Weib!“, der das Drama beschließt, übereingebracht wird, sei hier nicht verraten.
Diese ausgezeichnete Inszenierung, der das Premierenpublikum mit atemlosen Gebanntsein folgte und die sie mit langanhaltendem, jubelndem Beifall bedachte, muss man einfach sehen!
Online Merker, Dr. Andreas Ströbl
Far too rarely played, excellently presented by the outstanding Opera Studio of the Bavarian State Opera. In an intelligent and suspenseful staging by Christiane Lutz
Mit dieser intimen Mignon gelingt Christiane Lutz nach ihrem beachtlichen Konsul von Menotti erneut ein großer Wurf mit Mitgliedern des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper!
Oper! opermagazin
Der pausenlose, über zweistündige Abend im Münchner Cuvilliéstheater beglückt durch eine feinfühlige, differenzierte Regie und herrliche junge Solisten.
Das ist ein Opernabend zum Schwelgen und Seufzen, große Gefühle im kleinen Kreis.
BR Klassik
Christiane Lutz erzählt plausibel von Weltenbrand und Trauma der Charaktere.
Wieder eine gute Produktion und ein großer Erfolg dieses Opernstudios der Bayerischen Staatsoper.
Deutschlandfunk - Kultur heute
Glyndebourne Tour´s brand new production of the Verdi favorite is a triumphant coup de théâtre.
From the very opening moment, the clever shift in time and place works, and the drama unfolds with the dramatic intensity of the very best film noir.
The Latest. co.uk
Christiane Lutz inszenierte das rührselige Moralstück als so moderne wie witzige Kapitalismus-Satire. Ein ehrgeiziges Playgirl zwischen Business-Lounge und Daddel-Automaten, was viel Beifall fand.
BR Klassik
Christiane Lutz erzählt immer noch Verdis "Traviata" -
und das auf eine Weise, die betroffen macht, sogar schockiert.
Wiener Zeitung
La mise en scène de Christiane Lutz est intelligemment ancrée dans le monde d’aujourd’hui. Très branchée nouvelles technologies.
La grande idée de Christiane Lutz consiste à élargir la vision de l’intrigue en considérant que les personnages en action sur le plateau étaient aux abords de l’Opéra Bastille avant le début de La Ronde et qu’ils y retourneront une fois le rideau de la nuit retombé sur leurs agissements intimes.
Le Monde
Ein bleibender Opernabend,
ein durchwegs großer Erfolg.
Abendzeitung
Ein Coup, der die Mammutproduktionen
im großen Haus in den Schatten stellt.
BR Klassik
Ein packender Bühnenabend, einer der besten der aktuellen Staatsopern Saison.
Bayerische Staatszeitung
Diese Aufführung ist schlicht ein Muss - packendes, politisches Musiktheater!
Tiroler Tageszeitung
Fazit: eine wirklich innovative, gewagte und dennoch solide, auf allen Ebenen gelungene Produktion, die Maßstäbe setzt.
Opernwelt 8/17
Christiane Lutz führt die Sängerinnen und Sänger exzellent, ich habe selten in einer Opernproduktion derart hervorragende schauspielerische Leistungen gesehen.
Dass Oper so spannend inszeniert wird und ohne oberflächlich zu sein,
das ist hervorragendes Regiehandwerk.
Hingehen.
In dieser Qualität bekommen Sie den Wozzeck so schnell nicht mehr zu sehen!
kulturradio rbb
Ein extrem dichter Opernabend.
Sächsische Staatszeitung
So eindringlich wie mitreißend!
nmz
Christiane Lutz sprengt mit ihrer humorvollen
wie temporeichen Inszenierung alle konventionellen
Lesarten der Humperdinck-Oper und macht eine
skurrile Gaunerkomödie aus dem bekannten Märchen.
Höchst empfehlenswert! Die Bühne
Ein musikalisch-zauberhafter Nachmittag! Ein bejubeltes Event, bei dem viele Kinderaugen strahlten
Krone
Christiane Lutz inszeniert das vielschichtige Werk einfach, klar verständlich und zeigt dabei die zahlreichen Facetten der Geschichte auf. (…) So einfach kann’s gehen, wenn man Oper von innen her versteht.
news.at
Uraufführung
Dirigent: Vinzenz Praxmarer
Bühnenbild: Hyun Chu
Kostüme: Nina Ball
Premiere Oktober 2013, Kinderopernzelt der Wiener Staatsoper
Sage noch einer, dass Barockoper nicht lustig ist! Kaum halten konnte sich das bestens unterhaltene Publikum bei der Inszenierung von Christiane Lutz.
Wiener Zeitung
Lutz hat die Handlung mit drei Kokons umhüllt: Erstens kämpft und liebt sich dieser Rinaldo zunächst durch das London der 1950er-Jahre (um dann doch irgendwo in einem nahöstlichen Ölstaat zu landen),
zweitens ist das Ganze sowieso nur ein Film, und drittens inszeniert sie das Drama auch noch schreiend komisch. So das man einen kurzweiligen Abend lang prächtig unterhalten wird.
Soll einem etwas Schlimmeres im Theater passieren!
Die Presse
Bildcredits:
DER REIGEN: Studio j´adore ce que vous faites! OnP /// RAKE´S PROGRESS: Martina Pipprich /// WOZZECK: Marlies Kross /// THE CONSUL: Wilfried Hösl /// KAISER VON ATLANTIS: Frank Hoehler /// HÄNSEL & GRETEL: TAW /// STÄDTCHEN DRUMHERUM: Michael Pöhn /// RINALDO: Herwig Prammer /// BRITTEN: Lukas Beck