Was auf den ersten Blick als fraglich, wenn nicht gar unlogisch wirkt, wird in Christiane Lutz‘ psychologisch dichtgewebter Inszenierung plausibel, ja geradezu zwingend. Ihre Salome stirbt einen Liebestod, jenem (für die Regisseurin) zentralen Satz folgend, den Salome sagt, kurz bevor ihr der Kopf des Jochanaan vom Page gereicht wird: „Das Geheimnis der Liebe ist größer als das Geheimnis des Todes.“ (…)
So steht es im Libretto und so pointiert, so „perfide“ inszeniert Lutz diese Szene:
als Abbild der Abscheulichkeit, als Metapher für eine fehlgeleitet-fatale Begierde.
(…) Mit einem Wort: fantastisch.
Das Tolle daran: in der Überzeichnung treffen sich Inszenierung und musikalische Umsetzung.
Nichts und niemand ist hier normal. (…)
Wenn man Zeuge wird, wie sich Salome in Gegenwart ihrer hilflosen Mutter und ihres verkommen Stiefvaters zu den düsteren, chromatisch schabenden Klängen ihre Adern aufritzt, dann spürt man die
Absurdität und Vergänglichkeit des Seins. Aber eben auch die ungeheuere Macht, die eine wahre, große, einsame Liebe in sich bergen kann. Und das ist doch immerhin ein Trost.
Opernwelt 1/23
Eine großartige Opernaufführung (…) Lutz inszeniert die sexuellen Bilder deutlich, sinnlich, aber nicht plakativ ordinär- eine Gradwanderung (…)
Als Metaxaki schließlich vor dem Angesicht des toten Jochanaan ihr „Ach, ich habe dein Mund geküsst“ singt, ist das Auditoriums zutiefst berührt und still. Tosender, lang anhaltender Applaus brandet auf, als sich der Vorhang wieder hebt und die Protagonisten mit Regieteam auf der Bühne erscheinen. Belohnung für eine sensationelle, hochkarätige künstlerische Leistung.
Opernglas 1/23
Diese ausgezeichnete Inszenierung, der das Premierenpublikum mit atemlosen Gebanntsein folgte und die sie mit langanhaltendem, jubelndem Beifall bedachte, muss man einfach sehen!
Online Merker, Dr. Andreas Ströbl
Musikalische Vielfalt und ausgefeilte Personenregie
ergänzten sich kongenial,
es entstand ein theatralisches
Gesamtkunstwerk.
Lübecker Nachrichten
(Premiere 18.11.2022)
Musikalische Leitung: Stefan Vladar
Bühne & Kostüme: Christian Tabakoff
Salome: Evmorfia Metaxaki
Herodes: Wolfgang Schwaninger
Herodias: Edna Prochnik
Jochanaan: Bo Skovhus
Narraboth: Yoonki Baek
Page der Herodias: Frederike Schulten
Erster Jude: Gustavo Mordente Eda
Zweiter Jude: Mark McConnell
Dritter Jude: Tomasz Myśliwiec
Vierter Jude: Svjatoslav Martynchuk
Fünfter Jude: Benedikt Al Daimi
Erster Nazarener: Lucas Kunze
Zweiter Nazarener: Laurence Kalaidjian
Erster Soldat: Christoph Schweizer
Zweiter Soldat: Laurence Kalaidjian
Ein Cappadocier: Chul-Soo Kim
Philharmonisches Orchester der Hansestadt Lübeck